Dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit den Erfolg Ihres Bereiches stützt und trägt hat uns an dieser Stelle bereits beschäftigt. Dies schließt die aktive Förderung Ihrer Mitarbeitenden mit all ihren Stärken und Potenzialen mit ein. Im Klinikalltag erlebe ich jedoch häufig, dass Menschen durch eine Schuld-, Kontroll- und Bloßstellungskultur ausgebremst werden. Dies führt – Sie ahnen es schon – zu hohen Fluktuationsraten, geringer Arbeitsmoral und mangelnder Eigeninitiative.
Ihr wertvollstes Kapital sind Ihre Mitarbeitenden. Und wie Sie mit ihnen umgehen entscheidet über Erfolg oder Misserfolg Ihres Bereiches. Die Unternehmenswelt ist voller Manager, die Klinikwelt voller Fachexperten – aber sind auch alle Führungspersönlichkeiten? Führungspositionen werden in der Regel mit dem Blick auf die Fachexpertise besetzt. Wer seine Daseinsberechtigung als Führungskraft jedoch davon ableitet, das größte Fachwissen zu haben, schränkt seine Führungsfähigkeiten ein. Denn er (oder sie) wird stets bemüht sein, diesen Wissensvorsprung zu demonstrieren oder auszubauen und dabei wertvolle Gelegenheiten verpassen, den eigenen Bereich voranzubringen.
Ihr Erfolg wächst, wenn ihr Team konstruktiv mitdenkt.
Sie sind umgeben von Ja-Sagern, die bemüht sind, Sie zu hofieren? Der Großteil Ihrer Belegschaft erstarrt vor Respekt, wenn Sie den Raum betreten und würde es nicht wagen, Ihre fachliche Meinung zu diskutieren oder gar in Frage zu stellen? Dann existiert in Ihrem Haus eine Gefolgschaftskultur, die die Weiterentwicklung Ihres Bereiches – und damit Ihren Erfolg – behindert. Vielleicht haben Sie das gar nicht aktiv eingefordert. Gerade in Kliniken führen strenge Hierarchien, Arbeitsverdichtung und der Druck, sich keine Fehler und Unsicherheiten erlauben zu dürfen häufig dazu, dass Menschen sich gegenüber ihren Vorgesetzten zurückhalten.
Erfolgreiche Führungspersönlichkeiten eint eines: Sie suchen ständig nach Gelegenheiten, andere zu inspirieren, zu motivieren und handlungsfähig zu machen. Dafür beziehen sie ihre Mitarbeitenden in Entscheidungen ein, eröffnen ihnen eigene Handlungsräume, erkennen ihre Erfolge an und besprechen Fehler oder Kritikpunkte lösungsorientiert und unter vier Augen. Das kann zuweilen anstrengend sein, denn sie investieren ihre Zeit und Energie in die Menschen, mit denen sie arbeiten und sind bereit, auch ihr eigenes Handeln laufend zu hinterfragen.
Gerade in der hierarchischen Welt der Kliniken kann es verlockend sein, sich als Führungskraft als derjenige zu positionieren, der alles kann und weiß und dem sich die anderen unterordnen müssen. Gute Führungskräfte wissen jedoch vor allem eines: dass sie, genau wie ihr Team, immer hinzulernen müssen, wenn sie fachlich und organisatorisch weiterkommen möchten. Und dass sie nur so stark sind wie das schwächste Glied in der Kette. Deshalb bauen sie ein starkes Team auf und umgeben sich mit klugen, leidenschaftlich engagierten und kompetenten Menschen. Und unterstützen sie dabei, sich weiterzuentwickeln und ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen.
Wenn also die engagierten – zuweilen durchaus auch anstrengenden – Querdenker*innen verstummen oder sich gar anderweitig orientieren, dann ist das ein Alarmzeichen. Als Führungskraft werden Sie nämlich umso erfolgreicher, je mehr frische und andersartige Meinungen und Sichtweisen Sie zulassen und gemeinsam diskutieren und je mehr Sie ehrliche Rückmeldungen schätzen, auch wenn diese kritisch sein sollten.
Sie sind dann am erfolgreichsten, wenn es viele potenzielle Nachfolger*innen gibt.
In vielen Unternehmen – und das gilt auch für Kliniken – ist die gut durchdachte und überlegt betriebene Nachfolgeplanung eines der Grundprobleme wenn es darum geht, sich weiter zu entwickeln. Potenzielle Nachfolger werden häufig klein gehalten, in ihrer Kompetenz in Frage gestellt oder gar für Fehler verantwortlich gemacht. Häufig werden auch diejenigen als Nachfolger aufgebaut, die der aktuellen Führungskraft am ehesten nach dem Mund reden – also diejenigen, die nicht den Mut haben, neue Wege zu beschreiten. Vor dem Hintergrund einer sich immer rasanter wandelnden Arbeitswelt ist das gerade im Gesundheitswesen ein Desaster.
Wenn Sie als Führungskraft die fachliche und persönliche Kompetenz ihrer Mitarbeitenden fördern und bereit sind, sich mit ihnen dauerhaft in einen Austausch auf Augenhöhe zu begeben, vervielfachen Sie Ihren eigenen Erfolg. Manche Führungskräfte denken, die Förderung potenzieller Nachfolger gefährde ihre Autorität oder ihre Position. Doch die Fähigkeiten anderer nicht zu fördern bedeutet, den Erfolg des eigenen Bereiches klein zu halten und stellt die eigene Position dadurch viel mehr in Frage.
Was Führungskräfte wirklich – und langfristig – erfolgreich macht ist die Erkenntnis, dass es darum geht, den eigenen Bereich fachlich auf dem neuesten Stand und wettbewerbsfähig zu halten. Und dass das heute mehr denn je nur zusammen mit einem engagierten, loyalen und motivierten Team funktioniert. Ihr Erfolg beruht auf der Funktionsfähigkeit und Innovationskraft Ihres Teams. Wenn Sie die Fähigkeiten, die jedes Teammitglied mitbringt, erkennen, schätzen und bei ihrer Entfaltung helfen dann nutzen Sie gemeinsam die Stärken jedes Einzelnen – und alle gewinnen dabei.